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Vier Jahre nach der Gründung und kurz vor dem Relaunch: PaperC will Nutzer zu Anteilseignern machen

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PaperC, die Onlineplattform für elektronische Fach- und Lehrbücher, greift vier Jahre nach ihrer Gründung zum Crowdinvesting. Neben dem Geld geht es den Leipzigern auch darum, Aufmerksamkeit und engagierte Fürsprecher zu gewinnen.

Für immer mehr junge Startups präsentiert sich Crowdinvesting, eine spezielle Form des Crowdfunding, als attraktiver Weg, um benötigtes Kapital für die ersten Monate nach der Gründung einzusammeln. Passend dazu schießen Crowdinvesting-Plattformen derzeit wie Pilze aus dem Boden des Web. Seedmatch, einer der bekanntesten Crowdinvestment-Anbieter aus Deutschland, hat mittlerweile 16 hiesige Startups erfolgreich finanziert und für diese 1,5 Millionen Euro von privaten Geldgebern eingesammelt, die ab einer Beteiligung von 250 Euro einsteigen können. Bei den Firmen, die mittels Crowdinvesting Privatpersonen dazu bewegen möchten, Kapital bereitzustellen, handelte es sich bisher in der Regel um ganz frische Projekte. Doch mit PaperC beschreitet nun ein Startup diesen Pfad, das bereits seit einigen Jahren existiert und regelmäßig Gegenstand der Berichterstattung bei netzwertig.com war.

Die Leipziger Onlineplattform wurde im August 2008 von Felix Hofmann, Lukas Rieder und Martin Fröhlich gegründet und bietet Studenten und Interessierten kostenfreien, Zugriff auf fast 18.000 elektronischen Büchern von mehr als 100 Fachbuchverlagen. Nur Zusatzfunktionen wie das Abspeichern und Ausdrucken kosten pro Seite 10 Cent. Der Dienst hat derzeit etwa 120.000 registrierte Mitglieder.

Neustart mit modernisierter Plattform und Flatrate im Oktober 

Die Sachsen befinden sich momentan in einer Transformationsphase. Personell wie konzeptionell. Vom einstigen Gründerteam ist nur noch Martin Fröhlich dabei, nachdem Felix Hofmann das Unternehmen vor einigen Monaten aus persönlichen Gründen verlassen hat. Lukas Rieder schied bereits vor anderthalb Jahren aus. Wie im November berichtet, soll künftig eine E-Book-Flatrate für Fach- und Lehrbücher das Kernelement des Geschäftsmodells ausmachen. Nutzer zahlen einen monatlichen Pauschalbetrag und erhalten dann unbegrenzten Zugriff auf alle Titel – dank HTML5-Reader-App über verschiedene Endgeräte und mittels Offline-Caching und -Synchronisierung auch, wenn man gerade nicht online ist. Das neue Angebot entsteht parallel zur bisherigen, über paperc.de erreichbaren Plattform auf paperc.com und befindet sich gerade im Alpha-Stadium. Seit sechs Monaten fokussiert sich das PaperC-Team auf die Entwicklung von paperc.com. Nach dem geplanten Launch im Oktober 2012 werden beide Modelle auf paperc.com vereint. Neben der Flatrate wird es weiterhin die Option zum Einzelabruf von E-Books geben.

Verschiedene Gründe für Crowdinvesting

Verteilt über die vergangenen drei Jahre haben die Leipziger nach Aussage von Geschäftsführer Fröhlich in fünf Finanzierungsrunden insgesamt eine siebenstellige Summe von Investoren erhalten.  Dennoch gehen sie nun den Weg des Crowdfundings – und das, obwohl bei der gewählten Crowdinvesting-Plattform Innovestment maximal 100.000 Euro eingesammelt werden können – für ein siebenköpfiges Team, das für die erforderliche Verlagsakquise-Arbeit auch keine gerade geringen Reisekosten haben dürfte, eher wenig.

Laut PaperC-Sprecherin Katja Splichal gibt es zwei Gründe für das Unterfangen: Zum einen verweist sie darauf, dass Investoren häufig erst ein schickes Produkt sehen wollen, bevor sie eine finanzielle Beteiligung ins Auge fassen. Noch befindet sich PaperC.com – das zukünftige Produkt des Startups – aber im Alpha-Stadium, weshalb sich die Verhandlungen in die Länge zögen. Die anvisierte Summe soll primär in neues Personal fließen und damit die schnellere Weiterentwicklung ermöglichen. Ein zweiter Aspekt ist laut Splichal die Aufmerksamkeit im Netz und Bindung der Investoren, die sich durch Crowdinvesting erreichen lässt. Personen, die in PaperC investieren, werden automatisch zu Fürsprechern und durch ihr Feedback zu Produktentwicklern. Der Crowdinvesting-Versuch von PaperC ist somit eine Kombination aus dem ökonomisch Notwendigen und dem strategisch Sinnvollen.

Einblick in die PaperC-Zahlen

Auf ihrer Innovestment-Profilseite (Registrierung erforderlich) geben die Sachsen einige interessante Einblicke in ihre finanzielle Situation: Der Kapitalbedarf für die nächsten zwölf Monate wird mit einer Million Euro veranschlagt, wovon mindestens 50.000 Euro und maximal 100.000 Euro durch maximal 88 private Anteilseigener gestemmt werden sollen. Jeder Crowdinvestor erhält für einen Preis von etwas mehr als 1000 Euro 0,04 Prozent an der Firma. Die Gesamtbewertung von PaperC läge damit bei rund 2,8 Millionen Euro. Zum aktuellen Zeitpunkt haben sich 11 Personen bereiterklärt, insgesamt 11.451 Euro in die Firma zu pumpen. Bis zum Erreichen der Mindestmarke von 50.000 Euro bleiben noch 26 Tage.

Aus Sicht eines Berichterstatters erfreulich ist das Crowdinvesting-Experiment von PaperC auch, weil das Unternehmen deshalb im Sinne der Transparenz Umsatzzahlen veröffentlichen muss, die Startups sonst traditionell gerne für sich behalten. 8000 Euro pro Monat erlöst PaperC derzeit – mit seiner alten Site wohlgemerkt, bei der für Zusatzfunktionen Centbeträge fällig werden. Aufs Jahr gerechnet wären das knapp 100.000 Euro. Einem vier Jahre alten Startup, das neben operativen Kosten auch Lizenzgebühren an die Verlage zu zahlen hat, reicht dies nicht. Der Neustart mit einer modernen technischen Plattform sowie einer kostenpflichtigen Flatrate soll die Erlöse deutlich ansteigen lassen.

PaperC war seiner Zeit einige Jahre voraus, erklärt Gründer Martin Fröhlich. Mittlerweile jedoch seien die Verlage bereit, E-Books im flexibleren Epub- statt PDF-Format bereitzustellen und auch Toptitel über PaperC anzubieten. Gleichzeitig hat sich auch bei der Nutzerakzeptanz und der Leistungsfähigkeit der Endgeräte viel verbessert.  Das neue Angebot trägt diesen Rahmenbedingungen Rechnung.

Auch wenn PaperC schon einige Jahre auf dem Buckel hat – der Relaunch mit einem erweiterten Geschäftsmodell in einem veränderten Marktumfeld kommt einer zweiten Geburt ähnlich. Nun heißt es abwarten, wie diese verläuft.


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