Nahezu drei Jahre vor Amazon lancierte das Münchner Startup Skoobe eine E-Book-Flatrate. Den jüngsten Vorstoß des US-Giganten nutzen die Bayern, um ihre eigenen Meilensteine zu verkünden.
Seitdem Amazon vor zwei Wochen in den USA seine E-Book-Flatrate Amazon Unlimited gestartet hat, rückt das im Musik- und Film/Serien-Segment erfolgreiche All-you-can-Eat-Prinzip auch im Kontext von Literatur stärker in den medialen Mittelpunkt. Selbst wenn noch nicht klar ist, inwieweit dies aufgrund abweichender Konsummuster bei Büchern wirklich ein sinnvoller Ansatz ist. Schon vor Amazon, dessen Abo-Service vorläufig nur in den USA bereitsteht, herrschte in dieser noch jungen Nische des E-Book-Marktes reges Treiben. Zahlreiche Dienste bieten vergleichbare Modelle an, zusammengefasst bei uns im April dieses Jahres.
Um den deutschen Pionier in diesem Sektor, das in München beheimatete Joint-Venture der Verlage Holtzbrinck und Bertelsmann Skoobe, war es in letzter Zeit, wie in unserem Überblick angemerkt, ruhig geworden. Zumindest was positive Meldungen anging. Doch einen Grund, sich um das vor knapp drei Jahren gestartete Projekt Sorgen zu machen, gibt es laut Sprecherin Veronika von Bredow nicht. Im Gegenteil: Nachdem die ungefähr ein halbes Jahr in Anspruch nehmende Suche nach einem neuen CEO mit der Berufung von Constance Landsberg Anfang April abgeschlossen wurde, stehen die Zeichen laut von Bredow wieder auf Expansion.
Die Skoobe-Apps für iOS, Android und Kindle Fire wurden ihrer Aussage nach bislang insgesamt mehr als eine Million mal heruntergeladen. Die Zahl der in der Flatrate enthaltenen Titel wachse stetig und liege mittlerweile bei knapp 50.000. Im ersten Halbjahr 2014 seien so viele Titel hinzugekommen wie im gesamten Vorjahr. Möglich machen dies immer neue Partnerschaften mit sowohl deutschen als auch internationalen Verlagen. Skoobe bietet damit zwar deutlich weniger E-Books als Amazon, wo 600.000 Titel gelesen werden können. Von Bredow deutet aber an, dass die Zahl an sich wenig über die Qualität der Auswahl aussagt. Zudem habe Skoobe seinen Fokus auf deutschsprachiger Literatur (40.000 Titel). Nicht zuletzt weil Amazon Unlimited bislang ohnehin auf die USA begrenzt ist und Skoobe ebenfalls im Amazon-App-Shop bereitsteht, sehen die Skoobe-Macher ihren je nach Paket zwischen 10 und 20 Euro pro Monat kostenden Dienst als echte Alternative.
Die der bisherigen Nutzungshistorik entnommenen Metriken sehen die Süddeutschen als Bestätigung dafür, dass das Abo-Modell auch für elektronische Bücher Sinn ergibt. Laut von Bredow habe eine Nutzerbefragung gezeigt, dass 80 Prozent seit dem Abonnement von Skoobe Bücher lesen, die sie sonst nicht entdeckt oder gelesen hätten. 43 Prozent hätten außerdem angegeben, mehr zu lesen als zuvor. 27 Prozent beziehungsweise 16 Prozent entschlossen sich gar, ein bei Skoobe entdecktes Buch später als Print- beziehungsweise E-Titel zu kaufen.
Zwar sind derartige Prozentwerte relativ nichtssagend, wenn die entscheidenden Zahlen zu Abonnenten, Zuwächsen und durchschnittlicher Abodauer nicht bekannt sind. Diese kommuniziert Skoobe bisher nicht.
Dennoch kann es dem Markt nicht schaden, wenn Amazons Vorstoß von Startups und Verlagsinitiativen als Ansporn verstanden wird, sich gegen den Onlineriesen zu behaupten. So schwierig muss dies auch gar nicht sein, denn Amazon Unlimited klingt noch nicht nach einem selbstverständlichen Hit.
Warten wir ab, wer bei den E-Book-Flatrates am Ende siegt. Und ob es überhaupt einen Sieger gibt. Eine Antwort darauf werden wir wahrscheinlich erst in einigen Jahren haben. Denn die Gewohnheiten der Mediennutzung verändern sich bei den meisten Menschen nicht von heute auf morgen, sondern schleichend. /mw
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